Lara Trump ruft Grenzbewohner:innen zu Selbstjustiz auf: "Besorgt Euch Gewehre!"

von Marc DrewelloSeit dem Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden ist die Zahl illegaler Übertritte an der Grenze zu Mexiko rasant gestiegen. Lara Trump, Schwiegertochter von Donald Trump, hat deshalb die Grenzbewohner:innen zu den Waffen gerufen.

Es ist ein Aufruf, der für Wirbel sorgt: Lara Trump, Schwiegertochter des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, hat ihre nahe der mexikanischen Grenze lebenden Mitbürgerinnen und Mitbürger im Fernsehen aufgefordert, notfalls mit Waffengewalt gegen illegale Migrant:innen vorzugehen.

"Ich schätze, sie sollten sich besser bewaffnen und Gewehre besorgen und sich bereit machen, und vielleicht werden sie die Dinge in ihre eigenen Hände nehmen müssen", antwortete die Republikanerin im konservativen US-Sender Fox News auf die Frage, was man den Amerikanern und Amerikanerinnen im Süden der USA angesichts der Zunahme widerrechtlicher Einwanderungen raten solle. "Das sollte niemals passieren. Diese Menschen sollten niemals diese gefährliche Reise hierher machen. Es ist schlecht für die Amerikaner, es ist schlecht für die Migranten, es ist rundum schlecht."

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Trump attackierte auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris für ihre Versuche, während ihrer Reise nach Guatemala und Mexiko in der vergangenen Woche die Ursachen der Krise zu bekämpfen: "Sie denkt, sie könne die Krise an der Grenze einfach weglachen, und das ist peinlich", sagte die 38-Jährige. Für die Grenzschützer:innen müsse es "beleidigend" sein, von Migranten und Migrantinnen zu hören, die die Grenze überqueren. "Es ist, als würde man sie zum Gespött machen. Es ist ekelhaft und beschämend zu sehen."

Scharfer Gegenwind für Lara Trump auf Twitter

In den sozialen Medien wurde Trump für ihre Aussagen heftig kritisiert: "Das ist gefährlich", schrieb der demokratische Politiker Russell Foster aus Texas auf Twitter. "Die Schwiegertochter des ehemaligen Präsidenten ruft Menschen dazu auf, auf Einwanderer zu schießen. Es ist noch schlimmer angesichts mehrerer 'mass shootings' in den letzten Tagen in Texas und anderswo. Dies könnte zu einer Zunahme von Hassverbrechen im ganzen Land führen."

Der Fotojournalist Zach Roberts twitterte: "Einfach beiläufig in einer nationalen Sendung zu sagen, dass die Leute zu den Waffen greifen und anfangen sollten, auf Immigranten zu schießen. So weit sind wir schon."

Scharfe Worte kamen auch von der Schauspielerin Rosanna Arquette: "Lara Trump fordert die Menschen auf, an der Grenze Morde zu begehen", schrieb die Golden-Globe-Gewinnerin.

Und der liberale Autor und Online-Aktivist Majid Padellan warnte: Ich weiß nicht, wer das hören muss, aber Sie sollten niemals einen Rat von Lara Trump annehmen, oder von IRGENDEINEM Trump, der Ihnen sagt, dass Sie auf Leute an der Grenze oder sonst wo schießen sollen."

Harris soll sich um Migrationsproblem kümmern

Die US-Regierung steht wegen der vielen ankommenden Migrant:innen an der Südgrenze unter Druck. Seit dem Amtsantritt von Präsident Joe Biden im Januar sind die Zahlen rasant gestiegen. Im Mai griffen die US-Behörden binnen eines Monats 180.034 illegale Einwanderer und Einwanderinnen auf, so viele wie seit mehr als 20 Jahren nicht. Die republikanische Partei beschuldigt Biden, mit seiner liberaleren Migrationspolitik eine Krise an der Grenze ausgelöst zu haben.

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Der Präsident setzt wie sein Vorgänger Trump darauf, dass Migrant:inen auf dem Weg in die USA bereits in Mexiko und Mittelamerika aufgehalten werden. Er hat Harris damit beauftragt, sich federführend darum zu kümmern, die illegale Migration durch Bekämpfung der Fluchtursachen in Mittelamerika einzudämmen.

Die Vizepräsidentin war vergangene Woche auf ihrer ersten Auslandsreise in Guatemala und Mexiko und besprach mit deren Präsidenten unter anderem die Koordinierung der Grenzschutzbemühungen in der Region. Potenzielle Migrant:innen warnte sie: "Kommen Sie nicht". Die USA würden geltendes Recht durchsetzen. "Wenn Sie an unsere Grenze kommen, werden Sie zurückgeschickt".

Biden hält bisher an der unter Trump eingeführten Regelung fest, wegen der Corona-Pandemie alle Migranten und Migrantinnen ohne Papiere an der Südgrenze zurückzuweisen – auch Asylsuchende. Einzige Ausnahme sind unbegleitete Minderjährige.

Quellen: "Slate", "Newsweek", "Independent", Russel Foster auf Twitter, DPA