Donald Trump will sich als besonders intelligent darstellen - und läuft auf

Für Donald Trump war es ein Interview der unangenehmeren Sorte, das er am Sonntag bei Fox News gegeben hat. Eigentlich gilt der erzkonservative US-Sender Trump als wohlgesonnen, auch wenn das Verhältnis zuletzt Kratzer abbekam. Dass das exklusiv ausgestrahlte Gespräch für Trump – anders als sonst – kein leichtes wurde, lag an Interviewer Chris Wallace, der den US-Präsidenten auch mal unterbrach, kritisch nachhakte und gar einige Antworten mit "Das stimmt nicht, Sir" kommentierte.

In dem Interview ging es natürlich auch um die aktuellen, und für Trump nicht gut aussehenden Umfragewerte – die der US-Präsident dann auch gleich als "gefälscht" diskreditierte. Wallace aber blieb am Thema dran, rieb Trump auch unter die Nase, dass die Teilnehmer der Umfrage – wohlgemerkt von Fox News selbst erhoben – den demokratischen Herausforderer Joe Biden für geistig fitter (47 Prozent stimmten für Biden, 43 Prozent für Trump) halten würden. Den US-Präsidenten lockte er damit – und ein paar weiteren Werten – aus der Reserve.

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Interviewer fährt Trump in die Parade

Dann solle Biden doch einfach den gleichen kognitiven Test (um welchen Test es sich konkret handelt, erfahren Sie weiter unten im Text) machen, den er kürzlich absolviert habe, antwortete Trump. Tatsächlich hatte der US-Präsident am 10. Juli gegenüber Fox-News-Moderator Sean Hannity einen Test erwähnt und dabei auch gesagt, diesen "mit Bravour" ("I aced it") bestanden zu haben. Um welchen Test es sich genau handelte, sagte Trump damals nicht. Nur, dass die Ärzte über sein Ergebnis gestaunt hätten.

Donald Trump will sich als besonders intelligent darstellen - und läuft auf

Es ist der Moment, als Wallace Trump in die Parade fährt. Er habe den Test auch gemacht, entgegnet der Journalist und führt aus: "Besonders schwer war der nicht." So gebe es ein Bild mit der Frage, was das sei, so Wallace, der die Antwort gleich mitliefert: "Ein Elefant". Trump gerät ins Stammeln, Wallace schätze den Test falsch ein. Klar, am Anfang sei es noch leicht, aber er wette, die letzten Frage habe auch Wallace nicht beantworten können, "die sind ziemlich schwer", versucht sich der 74-Jährige zu retten.

Worauf Wallace mit einem weiteren Beispiel reagiert, das Trumps offensichtliches Ansinnen, sich als besonders intelligent dazustellen, skurril wirken lässt. Eine der schweren Aufgaben sei es, von 100 in siebener Schritten herunterzuzählen, sagt Wallace und beginnt zu rechnen: "93". Trump indes redet einfach weiter und betont nochmals, Biden werde sein Ergebnis niemals erreichen.

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"Das Chris-Wallace-Interview ist Bidens Wahlkampfwerbung"

Selbst wenn Biden dies tatsächlich nicht schaffen würde, eine Aussagekraft zur Intelligenz ließe sich durch den Test ohnehin nicht treffen. Stattdessen ist das "Montreal Cognitive Assesment" (MoCa) ein anerkanntes Verfahren, um Anzeichnen für Erkrankungen wie Alzheimer oder Demenz zu diagnostizieren – nicht aber den IQ eines Menschen einzuschätzen. So testet "MoCa" Orientierung, Erinnerung, Sprache, Aufmerksamkeit und Steuerungsfähigkeiten einer Person.

Für Trump dürfte die Erwähnung des Test eher nach hinten losgegangen sein, wie auch zahlreiche Kommentare in den sozialen Netzwerken nahelegen. Einen davon lieferte Anthony Saramucci, Trumps ehemaliger Direktor für Kommunikation, ab. "Das Chris-Wallace-Interview ist Bidens Wahlkampfwerbung", schrieb er auf Twitter.

"Montreal Cognitive Assesment" – Testen Sie sich selbst

Sie möchten das "MoCa" selbst einmal machen? Das entsprechende Testformular kann nach Registrierung in diversen Sprachen kostenlos von der Webseite des kanadischen CEDRA-Zentrums für Diagnose und Erforschung der Alzheimer-Krankheit heruntergeladen werden. Die Durchführung dauert etwa zehn Minuten, Ergebnisse ab 26 Punkten gelten als normal. Konkret gliedert sich der Test in acht Abschnitte:

Eine ausführliche Anleitung zu dem Testverfahren mit Hinweisen zur Punktevergabe gibt es hier.

Quellen: mocatest.org / Twitter