Bei diesem Spiel ist Schnatterer genauso gut ist wie Messi

Mosbach. (frh/schat) E-Sport liegt voll im Trend, erst recht, wenn in realen Sportarten wie dem Fußball Winterpause angesagt ist. Was Bewegungs- und Gesundheitsexperten bisweilen mit Argwohn sehen, ist für andere ein boomender Markt der digitalen Zukunft. Und dabei professionalisiert sich die Szene immer mehr im "sportlichen" Sinne. Fußballsimulationen sind heute längst nicht mehr das, was man aus den 1990er-Jahren von den ersten Computern und Konsolen kannte. Huschten damals noch mehr oder weniger pixelige Strichmännchen oder roboterartig kantige Figuren über den Bildschirm, sind dies heute auf Basis von Lizenzierungen detailgetreu den echten Fußballstars nachgebildete Avatare, die auch in ihren Bewegungsabläufen immer näher an ihre Vorbilder herankommen.

Bei flüchtigem Blick konnte fast der Eindruck entstehen, es würden reale Fußballspiele in einer Fernsehübertragung gezeigt, als am Sonntagnachmittag die 2. Mosbacher Stadtmeisterschaft im E-Football ausgetragen wurde. Gekickt wurde "Fifa 22" – auf Playstations. Die etwas über 50 angemeldeten "Zocker" spielten von zu Hause aus über das Internet, während das Spielgeschehen für Zuschauer über die Plattform "Twitch" live im Stream verfolgt werden konnte. Dazu gab es sogar den Kommentar eines Moderators vom E-Sport-Verband Rhein-Neckar, der aus dem Vereinsheim des TSV Oftersheim sendete, wo eine eigene E-Sports-Abteilung unter dem Dach eines klassischen Sportvereins existiert.

Bereits seit einigen Jahren gibt es insbesondere im E-Football kommerzialisierte Profi-Ligen. Es wird zwar noch nicht so wie bei den realen Kickern in der Bundesliga, aber doch schon gutes Geld verdient. Bei der Mosbacher Stadtmeisterschaft ist man da etwas bescheidener, im Vordergrund steht vor allem der Spaß an der Sache und der sportliche Vergleich. Der erste Preis im Wert von 500 Euro (in Form eines Gutscheins beim Hauptsponsor Fahrschule Academy Schäufele) konnte sich dennoch sehen lassen. Dem zweiten Sieger winkte ein Verzehrgutschein des Mosbacher Restaurants Ludwig in Höhe von 100 Euro. Für die Verlierer der Halbfinals gab es überdies Technik-Bausätze der Firma Mobilfunk Wanner aus Obrigheim.

Bei diesem Spiel ist Schnatterer genauso gut ist wie Messi

Gespielt wurde im sogenannten "90er-Modus" von Fifa 22, jede vom Spieler gesteuerte Mannschaft trat gegen eine von den technischen Eigenschaften der Avatare her gleichstarke Mannschaft an. Insofern war es damit kein Nachteil, wenn etwa ein Spieler mit dem Drittligist SV Waldhof Mannheim einem Star-Ensemble von Paris Saint-Germain gegenüber stand. Somit konnte zumindest im virtuellen Vergleich ein Lionel Messi nicht zwingend mehr als ein Marc Schnatterer – es kam schließlich auf denjenigen an, der sie am Controller steuerte.

Insgesamt fünf Ausscheidungsrunden hatten die Kicker mit je sechsminütigen Spielen bis zum Finale vor sich. Dabei gabs klare Sachen ebenso wie ganz enge Kisten, je nach Spielvermögen der Kontrahenten. Die zeigten mitunter eindrucksvoll, was geht und machbar ist: Coole Tricks, gefühlvolle Lupfer oder einfach mal den Keeper per "Ballrolle" nass machen – auch bei der Stadtmeisterschaft waren die Königsdisziplinen der Fingerfertigkeit zu sehen. In Bruchteilen von Sekunden sind da Entscheidungen zu fällen und die entsprechenden Moves zu machen. Reichlich Training am Schirm ist da nötig, um ein wirklich Guter zu werden.

Zu den ganz Guten zählt auf jeden Fall Romeo Rissling, der als "Romeo_439" bei der Stadtmeisterschaft mitmischte. Der für die E-Sport-Abteilung des MSV Duisburg aktive Kicker schlug im Halbfinale in einem hart umkämpften Match Titelverteidiger Belmin Karic mit 2:1. Kurz vor Schluss kassierte Karic den entscheidenden Gegentreffer, nahm es aber absolut sportlich: "Es hat großen Spaß gemach, überhaupt sind solche Turniere klasse. Bei der Stadtmeisterschaft ist das Besondere, dass man auf viele Freunde trifft, was es noch unterhaltsamer macht."

Im Finale traf Romeo_439 am Ende auf Dennis Kalinovski (Spielname "Kali"), der sich im zweiten Halbfinale gegen Onur Satilmis (Spielname "FC Sambucarest") durchgesetzt hatte. Auch "Kali" konnte Romeo nicht stoppen, der sich mit 7:2 die 2. Mosbacher Stadtmeisterschaft sicherte. "Eine sehr gelungene Neuauflage", freute sich nach Abpfiff der Spiele Philipp Parzer, Sportbeauftragter der Stadt Mosbach.