George Clooney: Das ging ihm im Moment des nahen Todes durch den Kopf

Vor drei Jahren hatte George Clooney einen Motorradunfall, der ihn beinahe getötet hätte. "Ich habe darauf gewartet, dass mein Schalter umgelegt wird", sagte er in einem Interview über Ruhm, Alter und Sterblichkeit mit der "Sunday Times". Als er auf der Straße in Sardinien lag, wurde er von Leuten umringt und mit dem Handy gefilmt. "Wenn du am Boden liegst und denkst, das ist die letzte Minute deines Lebens, wird dir klar, dass du für manche Leute nur eine Unterhaltung auf ihrer Facebook-Seite bist. Ich bin ein positiver Mensch, aber das hat mir deutlich gezeigt, dass du wirklich nur zu ihrer Unterhaltung hier bist."

Der Vorteil des späten Ruhms

Als der Ruhm in Gestalt des Dr. Doug Ross in Emergency Room in sein Leben trat, hatte sich Clooney bereits jahrelang in schlechten Filmen und Misserfolgen abgerackert. Das war sein Glück, wie er heute meint. "Wenn man ein junger Schauspieler ist, rennt man dem Erfolg entgegen. Und in dem Moment, in dem man dort ankommt, kann man verbrennen. Ich habe das Glück, dass ich erst mit 33 berühmt geworden bin und nicht mit 23. Ich hätte vielleicht Crack genommen, wenn ich 23 gewesen wäre und dann zu Geld und Erfolg gekommen wäre."

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Auf diese Art von Bekanntheit sei man nie vorbereitet. Auf der Höhe seines Ruhmes konnte es passieren, dass Journalistinnen in der Pressekonferenz Clooney einen Heiratsantrag machten, anstatt ihm Fragen nach seinem aktuellen Film zu stellen. Es war eine verrückte Zeit. Clooney blieb am Boden. "Man muss schon sehr oft gescheitert sein. Wenn das passiert ist, traut man dem Erfolg nicht. Jeden Tag denke ich: 'Wenn alles zur Hölle geht, habe ich immer noch ein paar Häuser, ich könnte eines verkaufen.' Das ist meine Mentalität. Aus Misserfolgen lernt man alles - aus Erfolgen lernt man nichts."

George Clooney über Harvey-Weinstein

Durch den späten Erfolg hatte Clooney auch das Glück, später, als er berühmt war, nur noch in wenigen wirklich schlechten Filmen mitgespielt zu haben. "Batman & Robin war ein monumentales Desaster und ich war schlecht darin, aber das war mir eine Lehre." Von da an orientierte er sich nur noch an den Drehbüchern. Es folgten "Three Kings“, "O Brother, Where Art Thou?" und "Out of Sight" – damit hatte sich der Frauenschwarm und Serien-Doktor als ernsthafter Schauspieler etabliert.

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In dem Interview kommt Clooney auch auf Harvey Weinstein zu sprechen, den Clooney kannte und mit dem er zusammengearbeitet hat. "Es hat sich vieles verändert", sagt der Schauspieler über die Post-Weinstein-Ära. "Man kommt nicht mehr damit durch, ein Arschloch zu sein - man würde verpfiffen werden." Jetzt gäbe es manchmal eine Überreaktion, aber das werde sich legen. Wichtig sei: "Ich kann mir nicht mehr vorstellen, dass ein Produzent heute allein in seinem Hotelzimmer ein Casting mit einem jungen Mädchen abhält. Es bewegt sich also in die richtige Richtung."

Die Zeit, die bleibt

Für den Superstar war die Pandemie eine besondere Erfahrung. Er verbrachte ein Jahr nur mit seiner Frau Amal und den vierjährigen Zwillingen. "Ich fühlte mich wie meine Mutter im Jahr 1964, die drei Ladungen Wäsche am Tag wusch. Aber wir waren alle zusammen - und das erlebte ich bei meinen Eltern nicht." Im Mai ist er 60 Jahre alt geworden. "60 Jahre alt zu werden, ist ein Schock", sagte er dem Blatt. "Aber entweder das oder der Tod."

Er sei gesund, spiele Basketball. In 20 Jahren werde er 80. Zu seiner Frau Amal habe er gesagt, dass die nächsten 20 Jahre heilig sind." Beruflich ist Clooney seit dem Verkauf einer Tequila-Marke, die er mit seiner Bekanntheit aufgebaut hatte, komplett unabhängig. Eine Milliarde Dollar hat er für seine Anteile bekommen. In Zukunft will er weniger Filme produzieren, auch um mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen.

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Spaltung und Versöhnung

Als nächster Film kommt "The Tender Bar" im Dezember in die Kinos, im Januar ist er bei Amazon zu sehen. Der Streifen basiert auf den Erinnerungen des US-Journalisten JR Moehringer über seine Jugendjahre in der Bar seines Onkels. Ben Affleck spielt den Onkel, es ist ein warmherziger Film über die Bedeutung der Familie vor dem Hintergrund der Nixon-Jahre. Eine gespaltene Zeit auch damals. Doch heute würden die sozialen Medien die Gegensätze der Gesellschaft noch befeuern, bedauert Clooney. "In den letzten Jahren gab es in den USA zwei verschiedene Stämme, die sich gegenseitig hassen. Und ich war auch schon wütend. Aber wir bezahlen immer noch unsere Rechnungen und gehen zur Arbeit - wir müssen nur herausfinden, wie wir miteinander auskommen können."

Sein nächster Film ist eine romantische Komödie, die auf einer tropischen Insel spielt. Co-Star ist Julia Roberts. Das dürfte beide politische Lager im Kino versöhnen.