Nikeata Thompson und Oumi Janta über schwere Zeiten und den Mut, Neues zu wagen

Nikeata Thompson und Oumi Janta trafen sich zum Gespräch für die VOGUE-Januarausgabe in Berlin

Die Stimmung ist gut beim VOGUE-Shooting in den Raw Studios in Berlin-Tempelhof. Oumi Janta dreht vor der Kamera grazil ein paar Runden auf ihren Rollschuhen. Schließlich wurde sie 2020 quasi über Nacht durch ein Rollerdance-Video auf Instagram weltbekannt. Auch die Choreografin, Buchautorin und Unternehmerin Nikeata Thompson, die neben ihren vielen anderen Beschäftigungen das Gesicht der "VOGUE Sport Collection" ist, hat den Instagram-Clip gesehen. Wie lässig sich Oumi Janta da auf dem Tempelhofer Feld in Berlin bewegte, das faszinierte das Multitalent Thompson sehr. Also wünschte sie sich die gebürtige Senegalesin als Partnerin für das VOGUE-Gespräch. Dass sich die beiden Frauen bei diesem Termin zum ersten Mal begegnen, mag man kaum glauben. Sie reden so offen miteinander, als würden sie sich schon ewig kennen. Mal lachen sie, manchmal fließen auch Tränen. Am Schluss umarmen sie sich innig.

NIKEATA THOMPSON: Dass ich jetzt neben dir sitze und wir gerade ein Shooting zusammen gemacht haben, ist so krass. Ich habe dich in der Pandemie entdeckt, weil du ein Hammervideo gepostet hast. Einen Tag später wurde es von Alicia Keys und Erykah Badu repostet. Was war da los?

OUMI JANTA: Ich habe das zunächst gar nicht realisiert. Bis mich jemand darauf aufmerksam machte, dass da etwas abgeht... Dabei war dieser Clip für mich keine große Sache, sondern eher etwas Kleines.

NIKEATA THOMPSON: Warum? Hast du dich so klein gefühlt?OUMI JANTA: Sagen wir so: Für mich war das ein ganz normales Video. Ich hatte keine Ahnung, welchen Impact es auf andere haben würde. Deswegen war ich so perplex. Ich musste erst mal begreifen, was da um mich herum passiert ist.NIKEATA THOMPSON: Ich finde, die Reposts von Alicia Keys und Erykah Badu sind eine große Ehre. Welchen Stellenwert das Rollschuhfahren gerade für Schwarze hat, habe ich erst in den USA so richtig mitbekommen. In Deutschland ist eher Schlittschuhlaufen angesagt, aber in Amerika ist die Rollschuh-Disco wirklich ein Teil der Schwarzen Kultur. Weil die Schwarzen früher nicht einfach in die Clubs der Weißen gehen konnten. OUMI JANTA: Jam-Skating kommt tatsächlich aus den USA, ich lebe aber in Deutschland. Darum ist der Erfolg meines Videos so unglaublich. NIKEATA THOMPSON: Als ich dein Video entdeckte, deine grazilen Bewegungen in einem tollen Outfit sah und dann erst bemerkte, dass du Deutsche bist und das Video hier um die Ecke auf dem Tempelhofer Feld gedreht wurde, war ich platt. Du hast mir positive Energie in einer Phase gegeben, in der ich mich zumindest kurzzeitig völlig lost fühlte. Während der ersten Corona-Monate dachte ich: Oh Gott, was wird aus meiner Agentur und meinen Tänzer:innen? Bis ich erkannte, dass es nichts bringt zu jammern. Ich musste etwas machen und mich auch wieder an mein eigenes Motto "Trau dich zu träumen und schaff das Unmögliche" erinnern. Du hast ja auch Gas gegeben. Wie bist du eigentlich zum Rollschuhlaufen gekommen?OUMI JANTA: Zufällig. Als ich mit einer Freundin verabredet war, entdeckten wir am Hermannplatz ein Rollerdisco-Plakat. Wir beschlossen, das einfach mal auszuprobieren.NIKEATA THOMPSON: Konntet ihr vor Ort Rollschuhe ausleihen?