Als SPD-Politikerin für die Heimat da: Karin Rehbock-Zureich feiert 75. Geburtstag und erinnert sich noch genau an ihre elf Jahre im Bundestag

Mehrere Jahrzehnte verbrachte Karin Rehbock-Zureich als SPD-Politikerin damit, ihrer Heimat etwas zurückzugeben. Unter anderem vertrat sie den Wahlkreis Waldshut elf Jahre lang im Deutschen Bundestag. 1978 der Partei beigetreten, war sie bereits zehn Jahre später Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Jestetten-Altenburg.

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25 Jahre lang hatte sie dieses Amt inne. 1994 wurde sie in den Waldshuter Kreistag und in den Bundestag gewählt. Dort setzte sie sich bis 2005 unter anderem als stellvertretende Sprecherin in der Arbeitsgruppe Verkehr, Bau- und Wohnungswesen der SPD-Fraktion ein. 2012 bekam Karin Rehbock-Zureich für ihre langjährige, ehrenamtliche Arbeit das Bundesverdienstkreuz verliehen. Auch heute noch ist sie Mitglied ihrer Partei.

Durch und durch SPDlerin

„Für mich kam damals wie heute keine andere Partei infrage“, ist sich die heute 75-Jährige sicher. „Früher habe ich wegen meiner politischen Einstellung schon das ein oder andere Mal mit meinem Vater gestritten.“ Ihre Eltern seien nie Mitglieder der SPD gewesen. „Überhaupt war und ist Baden-Württemberg nie eine SPD-Hochburg gewesen.“

Umso wertvoller sei es für sie gewesen, ihre Heimat im 15. Deutschen Bundestag vertreten zu dürfen. „Ich habe es sogar hinbekommen, alle möglichen Minister an den Hochrhein zu schleppen“, erinnert sich die frühere Lehrerin lachend. Im Mittelpunkt der Gespräche stand dabei immer, das Thema Fluglärm und -belastung der Hochrheingemeinden durch den Flughafen Zürich auf die Tagesordnung zu setzen.

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Mit Erfolg: Durch ihre guten Kontakte zu den SPD-Bundesverkehrsministern Reinhard Klimmt, Kurt Bodewig und Wolfgang Stolpe sei es ihr gelungen, die damalige Bundesregierung zu einer 2002 von Deutschland einseitig verhängten Durchführungsverordnung (DVO) zu bewegen.

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Diese DVO schütze bis heute die Menschen in den Tagesrandzeiten und am Wochenende vor zusätzlichem Fluglärm durch den Flughafen Zürich. „Hohentengen war durch die Einflugschneise schon immer hoch belastet. Gerade um die Mittagsstunden und gegen 17 Uhr war der Lärm unerträglich“, erinnert sich die ehemalige SPD-Politikerin.

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„Man konnte den Flugzeugen sogar dabei zusehen, wie sie ihre Fahrwerke ausgefahren haben, so nah waren sie.“ Während Karin Rehbock-Zureich ihre Erinnerungen in Worte formuliert, fängt sie an zu lächeln: „Irgendwann kam dann vom damaligen Kanzler Gerhard Schröder bei unseren Begegnungen immer der Satz: Jetzt kommen Sie schon wieder mit Ihrem Fluglärm.“

Als Mitglied im Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung habe sich die Jestetter Verkehrsexpertin nach eigener Aussage zudem für den Weiterbau der A 98 und für die Ortsumfahrungen Jestetten und Oberlauchringen eingesetzt. Voraussetzung für die Ortsumfahrung Lauchringen sei ihr Vorstoß gewesen, die B34 in den Bundesverkehrswegeplan aufzunehmen.

Der Bundestag zieht um

Der heute 75-Jährigen fällt im Gespräch noch eine besondere Geschichte über ihre aktive Zeit als Politikerin ein. Sie hängt mit dem Umzug des Bundestags von Bonn nach Berlin zusammen: „Wir zogen zwar schrittweise um, das Jahr 1999 habe ich trotzdem nie vergessen. Denn dort fand unser Bürowechsel in das Reichstagsgebäude in Berlin statt.“

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Im Juli 1999 zogen die Abgeordneten, Minister und Mitarbeiter mit 24 Zügen etwa 50.000 Kubikmeter Umzugsgut, darunter rund 36.000 Bücher und 11.000 Meter Akten nach Berlin um. „Als ich an meinem ersten Tag in Berlin in meine Wohnung kam, war weit und breit kein Umzugswagen in Sicht, meine Zimmer leer.“ Als abends immer noch niemand da gewesen war, rief sie die Spedition an.

Erst dann sei klar gewesen: Heute kommt nichts mehr an – die Spedition habe Lieferschwierigkeiten gehabt. „Immerhin war ich nicht die Einzige, es ging auch anderen so. Aber es war mein erster Eindruck von Berlin und meiner schönen Wohnung am Hackeschen Markt.“

Nach elf Jahren im Bundestag ging Karin Rehbock-Zureich zeitgleich mit Gerhard Schröder in Pension. „Er brach damals ein Jahr vor Ende seiner Amtszeit ab, weil er sich Hoffnungen gemacht hatte, zu der Zeit ein besseres Wahlergebnis für die SPD einzufahren“, erklärt die Jubilarin die Entscheidung des heutigen Altkanzlers.

Für ihren heutigen 75. Geburtstag hat sie keine Feier geplant: „Vielleicht im engsten Familienkreis. Aber die steigenden Corona-Zahlen lassen dieses Jahr einfach nicht mehr zu.“ Sie jedenfalls glaubt daran, dass die deutsche Demokratie die Corona-Krise überleben wird.