Besser essen | Oberösterreicherin

Haben Sie gewusst, ...

... dass in Chile zwei Avocados mehr als 1.000 Liter Wasser pro Tag brauchen, um wachsen zu können, und die Einwohner gewisser Regionen deshalb oftmals keinen Zugang mehr zu Trinkwasser haben? Zum Vergleich: Für die Herstellung von einem Kilo Tomaten benötigt man rund 150 Liter Wasser, ein Kilo Salat braucht 120 Liter Wasser.

… dass Nordsee-Krabben durch ganz Europa nach Marokko gekarrt werden, um dort dann per Hand geschält zu werden? Das ist nämlich immer noch billiger, als wenn man sie gleich vor Ort schälen würde. Die Krabben werden dann übrigens umgehend wieder zurück nach Holland transportiert, wo sie weiterverarbeitet werden.

… dass eine Milchkuh in Österreich, Deutschland oder der Schweiz bis zu 40 Liter Milch pro Tag erzeugen muss? Das sind insgesamt mehr als 12.000Liter Milch pro Jahr! Für die Kuh ist das ein enormer körperlicher Kraftakt und vollkommen unnatürlich, denn um ihr eigenes Kälbchen zu säugen, bräuchte sie nur acht Liter Milch am Tag.

… dass im afrikanischen Burkina Faso ein Liter Frischmilch aus lokaler Produktion in etwa drei Mal so viel kostet wie ein Liter Pulvermilch aus Europa? Kurz zusammengefasst: Vom Bauern in Bayern zur Molkerei, dort Verarbeitung und Verpackung, dann Transport mit dem Schiff nach Afrika, wieder Verarbeitung und Verpackung vor Ort und schließlich Transport zum Laden. Und am Ende kostet dieser Liter Milch dann 35 Cent! Wie sich das ausgeht? Weil in diesem Fall nicht nur Tiere und Natur die Rechnung bezahlen, sondern auch der europäische Steuerzahler.

Besser essen | Oberösterreicherin

… dass in Österreich jeden Tag zwischen fünf und sieben Bauernhöfe für immer zusperren? Um die Jahrtausendwende hat es noch fast 220.000 landwirtschaftliche Betriebe gegeben, im Jahr 2016 waren es nur noch 160.000 und für 2025 geht man von bestenfalls 130.000 Betrieben aus.

… dass kleine bäuerliche Betriebe in Österreich kaum noch von ihren Produkten leben können? Weil bei den Agrarförderungen das Prinzip gilt: Je größer der Betrieb, je mehr Flächen und je mehr Tiere, umso mehr Geld von Staat und EU fließt auch. Das verstärkt die Konzentration weiter, die Betriebe werden größer und weniger.

Bewusstes Konsumverhalten. Was auf unseren Tellern landet, hat große Auswirkungen auf unsere Umwelt. Der Mensch kann über seine Ernährung sowohl das Wohl der Tiere als auch den Zustand der Natur und des Klimas beeinflussen. Wie das geht, beschreibt Sebastian Bohrn Mena in seinem aktuellen Buch „Besser essen“. Stichwort: bewusstes Konsumverhalten.

Denn im Moment ist es noch traurige Realität, dass es in erster Linie darum geht, immer mehr immer günstiger zu produzieren. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist die Wertschätzung für Lebewesen und Lebensmittel. „Es bringt derzeit am meisten Profit und ist zudem völlig legal, wenn man Tiere und Natur miserabel behandelt“, erklärt der chilenisch-österreichische Ökonom und Publizist, der auch das „Tierschutzvolksbegehren“ Anfang des Jahres initiiert hat.

Tierschutz am Papier und in der Praxis. Der Tierschutz steht sogar im Verfassungsrang. Es gibt also eine gesetzlich verankerte Pflicht, sich um das Wohlbefinden von Tieren zu kümmern und sie vor Angst und Schmerz zu bewahren. Soweit der Anspruch, doch die Realität sieht leider oft anders aus. Weil wir als Konsumenten gelernt haben, das Tier vom Produkt zu trennen. Das macht es offenbar leichter, Produkte zu kaufen oder konsumieren, die unter fragwürdigen Umständen hergestellt wurden. Darum pocht Sebastian Bohrn Mena auch darauf, das System im Bereich der Lebensmittel endlich transparenter zu machen. So muss im Moment in einem Restaurant zum Beispiel nicht deklariert werden, wenn die Eier im Kaiserschmarren aus argentinischer Käfighaltung stammen oder das Huhn im Geschnetzelten aus ukrainischer Massentierhaltung.

Wahren Preis zahlt Natur. Er ist selbst Vegetarier, doch ihm geht es nicht darum, dass alle Menschen auf Fleisch verzichten müssen, um die Welt zu retten. „Ich will nicht den Zeigefinger gegen jemanden heben“, betont Bohrn Mena. „Ich möchte vielmehr zeigen, dass alles wesentlich vielschichtiger ist, als es auf den ersten Blick scheint – gerade, wenn es um unsere Ernährung geht. Am Beispiel der Avocado ist es so, dass den wahren Preis dafür die Natur zahlt. Denn würden wir die gewaltigen Umweltfolgen einberechnen, könnten wir sie uns nicht mehr leisten.“