BeerBag, der Bierrucksack: Das DHDL-Produkt im Praxistest

Wer schonmal eine volle 20er-Kiste Bier am langen Arm oder vor dem Bauch getragen hat, kennt das Problem. Je kleiner der Bizeps, desto länger wird der Arm binnen kurzer Zeit. Meist reicht dafür schon der Weg vom Auto zur Haustür. Doch was, wenn man gar kein Auto hat? Darüber hat sich der Dresdner Tilmann Rothe, womöglich in einer Bierlaune, den Kopf zerbrochen. Ein Kraftakt vom Supermarkt bis nach Hause und von dort zum abendlichen Grillen im Park? Keine Option für den 23-jährigen Wirtschaftsingenieur-Student. Rothe tüftelte und hatte schließlich eine pfiffige Idee, die in Bus, Bahn, mit dem Rad und zu Fuß funktionieren und noch dazu den Rücken schonen soll. Heraus kam: BeerBag – das clevere Tragesystem für Bierkisten.

Was kann das Tragesystem "BeerBag"?

Das Prinzip von BeerBag beruht auf der simplen Idee, den Bierkasten nicht vor dem Bauch, sondern auf dem Rücken zu transportieren. Ein Trick aus der Umzugsbranche, wo schwere Teile grundsätzlich so getragen werden. Nun sind zwei Lederriemen ein bisschen wenig, um eine Bierkiste auf dem Rücken zu fixieren. Rothe schnappte sich also zwei Holzbretter, klemmte einen Kasten dazwischen und knobelte an einem Gurtsystem, das das Ganze zusammenhält und möglichst bequem sitzt. Wie ein normaler Rucksack eben.

Das Ergebnis war ein Prototyp aus zwei Holzplatten, einem Gurtsystem mit Rückenpolsterung und dem (nahe liegenden) Extra, dass er bei jeder Grillparty auch als Sitzmöbel verwendet werden kann. Rothe taufte seine Erfindung auf den Namen "BeerBag". Am Montag stellte er seinen Prototyp auf Vox den Investoren in "Die Höhle der Löwen" vor. Hält "BeerBag", was Rothe verspricht? Wir haben das Tragesystem einem Praxistest unterzogen.

Hier ist das BeerBag-Tragesystem erhältlich

BeerBag, der Bierrucksack: Das DHDL-Produkt im Praxistest

Das "BeerBag"-Tragesystem im Test

Der erste Eindruck

BeerBag kommt in einem beidseitig bedruckten Karton, der alle wichtigen Informationen zum Produkt enthält. Darunter der Hinweis, dass jedes einzelne Tragesystem in Werkstätten für Menschen mit Behinderung gefertigt wird. Aus der Kiste fallen zwei Platten aus geleimtem, ansonsten aber unbehandeltem Holz. Beide sind mit schwarzen Schaumstoffteilen beklebt. Auf den ersten Blick sind die Bretter sauber verarbeitet. Eins ist mit dem BeerBag-Logo bedruckt. Dazu gibt's insgesamt vier schwarze, ca. fünf Zentimeter breite Nylon-Gurte, die in unserem Testprodukt an den Enden schon ausfransten. Außerdem liegt eine Montageanleitung bei.

Der Praxistest

Und diese Montaganleitung ist dringend nötig. Allerdings verwirren einige der Bilder eher, als das sie dazu beitragen, die Gurte korrekt mit den Brettern zu verbinden. Die gute Nachricht: Sind die Gurte einmal richtig eingefädelt, hat die Fummelei ein Ende. Wir benötigten knapp 30 Minuten, um das Tragesystem korrekt zu montieren. Nun muss der Bierkasten noch korrekt platziert und fest verzurrt werden. Dafür wird die Kiste zunächst mit einem der Bretter abgedeckt. Bei unserem Testprodukt lag dieses Brett nicht (wie in der Anleitung angegeben) vollständig auf dem Kastenrand auf und wackelte leicht auf den Flaschenhälsen hin und her. Auf dem späteren Rückenteil rastete der Kasten dagegen sicher ein. Auch das Verzurren der 20er-Kiste war kein Problem. Der etwas kryptische Hinweis, wie lang die Enden der eingefädelten Gurte sein müssen, sollten aber dringend beachtet werden. Sonst landen die Plastikschnallen beim finalen Verzurren ungünstig am Kistenrand.TV-Kritik

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Schlussendlich muss der Kasten noch über die Schulter auf den Rücken gehievt werden. Dazu sollte man wissen, dass eine 20er-Bierkiste (mit Inhalt) zwischen 17 und 18 Kilogramm wiegt. Obendrauf kommen knapp drei Kilogramm, die BeerBag auf die Waage bringt. Im Zweifel sollte man sich beim Aufsetzen besser helfen lassen. Einmal auf dem Rücken fühlte sich die Kiste im BeerBag erstaunlich unauffällig und recht bequem an. Die Gurte schneiden nicht ein. Dennoch könnte man über zusätzliche Polster für die Schultern nachdenken. Zugegeben, man muss den Oberkörper ob des Gewichts leicht nach vorn neigen, um stabil und sicher laufen zu können. Gleiches gilt fürs Treppensteigen.

BeerBag soll auch für kurz Radtouren geeignet sein. Das war aber nicht Bestandteil unseres Tests. Achja, als Sitzmöbel kann BeerBag nach ein paar Handgriffen auch verwendet werden. Sogar mit Lehne. Keine Weltsensation, aber praktisch.

Das Fazit

BeerBag ist eine originelle Idee. Nicht weniger, aber aus unserer Sicht auch nicht mehr. Was Tilmann Rothe innerhalb eines Jahres in seiner Studentenbude in Dresden ertüftelt hat, ist nichts, worauf die Welt gewartet hat. Es ist zweifellos bequemer und komfortabler eine Getränkekiste auf dem Rücken zu tragen, als vor dem Bauch oder am langen Arm. Mehr als einen kurzen Fußmarsch können und wollen wir uns mit 20 Kilogramm auf dem Rücken aber nicht vorstellen. Für den einen oder anderen der rund drei Millionen Studierenden in Deutschland kann BeerBag ein praktisches Gadget für zukünftige Einkäufe sein, wenn grad kein Bollerwagen zur Hand ist.

Wichtiger Hinweis: Derzeit funktioniert BeerBag nur bei 20er Bierkästen, und auch hier nicht bei allen. Auch hier muss Rothe aus unserer Sicht noch nachbessern. Für ein flexibles Tragesystem, das auch große und kleine Limonaden- und Wasserkisten aufnimmt, gibt es womöglich einen größeren Markt.

Als "das Originellste, was hier je vorgestellt wurde", adelte Carsten Maschmeyer die Bieridee von Tilmann Rothe in der aktuellen Folge von "Die Höhle der Löwen". Wie seine vier Mitstreiter, äußerte er aber Zweifel daran, dass "BeerBag" auf dem Markt erfolgreich sein kann. Ralf Dümmel brachte es am Ende nicht übers Herz, den sympathischen Gründer ohne echten Businessplan, ohne Deal zurück nach Dresden zu schicken. Für 30 Prozent Firmenanteile investierte er 20.000 Euro in das Start-up. "Eine der fairsten Firmenbewertungen, die wir hier gesehen haben", so Dümmel.

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