Luisa Neubauer war etwas ratlos.bild: screenshot zdf
Luisa Neubauer entgleist Mimik nach Aussage bei "Markus Lanz"
22.09.2021, 16:53dirk KrampitzMehr «Unterhaltung»Frauke Ludowig geht Klima-Aktivist bei "Stern TV" an: "Sie sind kein Vorbild"DschungelcampDschungelcamp-Voting-Ergebnisse: Anouschka hätte schon viel früher gehen müssen "Verkackte Sendung": Rapper Farid Bang rastet nach Rausschmiss von "DSDS"-Kandidat aus"Bauer sucht Frau"-Kandidatin Antonia verrät ihr Beauty-Geheimnis: "Eine der wenigen, die dazu steht"RTL-Moderatorin Lola Weippert landete im Krankenhaus – das ist der GrundFür die Zuschauer sind die Themen der Talkshow von Markus Lanz immer eine gewisse Überraschung. Und für die Gäste offenbar manchmal auch. Diesmal hatte Lanz zum Ampel-Gipfel geladen, ohne dass es den Gästen wirklich bewusst war. Denn als Lanz seine Anmoderation vorliest, in der er erklärt, dass es darum gehen soll, "ein bisschen zu verstehen, was wäre das für ein Land, wenn es tatsächlich zu einer Ampel käme", entgleiten einem Gast die Gesichtszüge. Bei Lanz im Studio sitzen:
Ungläubig guckt Neubauer Markus Lanz an.bild: screenshot zdfFridays for Future-Aktivistin Luisa Neubauer kann ihre Verwunderung nicht verbergen. Ob sie denn nicht Mitglied bei den Grünen sei, will der Moderator später wissen. "On Paper–was heißt das schon!", antwortet sie. Und Aktionen gegen die Klimakrise seien die Aufgabe jeder demokratischen Partei.Aber die im Pariser Klimaabkommen festgeschriebene Grenze von höchstens 1,5 Grad Temperatursteigerung würden alle nicht ernst genug nehmen.
"Niemand hat einen Plan für 1,5 Grad, keine Partei hat den Mut, die Eingriffe zu erwähnen, die nötig sind."Luisa NeubauerUnd das sei auch logisch. Denn wenn man die Lage so ernst schildere wie sie ist, könne man nicht rechtfertigen, warum man den Kohleausstieg noch bis 2038 aufschiebt
"Sorry, Kevin", wendet sie sich mit einem Blick an Kevin Kühnert. Der springt sofort rein und betont, dass die SPD den Ausstieg ja nach Möglichkeit schneller vollziehen will, aber es sei eben alles auch immer ein Prozess. "Willkommen in der Politik“, sagt er genauso seufzend wie belehrend. Doch Luisa Neubauer kontert. "Kevin, Willkommen in der Klimakrise. Es geht nicht darum, einfach ein bisschen mehr zu machen. Wenn wir es aufmachen wollen, müssen wir genug machen." Und so geht es hin und her.
Neubauer sagt, dass nur radikale Maßnahmen noch helfen, aber die Politik spüle diese Botschaft weich. "Es ist ganz logisch, dass die Menschen mehr Angst vor der Erhöhung der Pendlerpauschale haben als vor der Erhöhung des Meeresspiegels, so wie kommuniziert wird." Insgesamt sei es ein "wirklichkeitsbefreiter Wahlkampf", der Menschen nicht darauf vorbereite "was wirklich notwendig ist". "Es muss trotzdem gehandelt werden und es ist völlig unklar, wie das angegangen werden soll."
FDP-Generalsekretär Volker Wissing zaubert eine Studie aus dem Hut.bild: screenshot zdfDas sieht FDP-Generalsekretär Volker Wissing anders. Er hat eine Idee: Emissionszertifikatehandel. "Das ist übrigens das einzige, was funktioniert", glaubt er. Luisa Neubauer seufzt laut vernehmlich und facepalmt ein bisschen, während Wissing eine brandneue, allen anderen in der Runde unbekannte und von der FDP in Auftrag gegebene Studie der Universität Magdeburg ins Feld führt.
Sie lobt die Klimapolitik der FDP und ihr Konzept, CO2 dort zu verhindern, wo es am billigsten zu verhindern ist. Wie genau Wissing das meint, wird nicht wirklich klar. Er führt Zahlen an, wonach eine Tonne CO2 ab 60 Euro zu verhindern sei, mit der "E-Autopolitik der Regierung" lägen diese Kosten aber bei 2388 Euro je Tonne. Nach dem FDP-Konzept soll nur eine Pariser Maßstäben entsprechende Anzahl von Zertifikaten ausgegeben werden. "Wer hat denn ein besseres Konzept, als dass das Abkommen von Paris eingehalten werden muss?"
Luisa Neubauer ist nicht begeistert. "Jetzt würde man sich eher wünschen, dass Sie die Profis machen lassen – das Konzept aller demokratischen Parteien ist besser ist als ihres. Es ist nicht plausibel, man kann es sich schönreden. In ihrem Parteiprogramm lässt sich nicht nachvollziehen, wie Sie plausibel das Budget einhalten wollen." Spöttisch fragt sie dann noch: "Und die von Ihnen in Auftrag gegebene Studie hat überraschenderweise heraus bekommen, dass ihre Vorschläge die besten sind? Ich hoffe, Menschen wählen die FDP nicht aus Klimagründen." Ok sei es vielleicht, wenn junge Menschen die FDP wählen, weil sie denken, dass sie mal reich werden, schickt sie noch eine Spitze hinterher.
Kevin Kühnert hat viele Hausbesuche gemacht.bild: screenshot zdf"Ich bin mit Kopfschmerzen in die Sendung gegangen und jetzt platzt mir der Kopf."Kevin KühnertKevin Kühnert mischt sich genervt ein. In der Diskussion um den Klimaschutz fehle "die Sprache für die Debatte in der Gesellschaft". Er habe in seinem Berliner Wahlkampfbezirk Tempelhof-Schöneberg an 50000 Haus- und Wohnungstüren geklingelt. (Das wären übrigens vier Monate lang an jedem Tag mehr als 400 Hausbesuche). Dabei habe er bemerkt, dass die Menschen doch vor allem die alltäglichen Dinge ihres Lebens beschäftigen. Etwa der Benzinpreis. "Ich werde sie nicht zu anderen politischen Entscheidungen bekommen mit einem einstündigen Powerpoint-Vortrag, welche schlimmen Entwicklungen vor uns liegen."
Im Wahlkampf kam sie Luisa Neubauer zu kurz, an diesem Abend hat die Klimakrise die Ampel-Spekulationentorpediert. Auch wenn es nebenher noch um eine mögliche Große Koalition ging, die Kühnert aber "unter allen Umständen" verhindern will, genau wie eine Regierungsbeteiligung der Union, "weil wir sehr gut wissen, was das bedeutet fürs Regierungsgeschäft".
Wissing lehnt sich zurück, wohl wissend, dass seine FDP sehr wahrscheinlich für eine Mehrheit gebraucht wird, auch wenn Lanz versucht, ihn aus der Reserve zu locken, als er die inhaltliche Annäherung von Olaf Scholz und Annalena Baerbock im letzten Kandidaten-Triell mit "Das war doch kurz vor Elitepartner" kommentiert.
Den Mindestlohn möchte Wissing nicht politisch festlegen, weil er die Wechselwirkung mit dem Arbeitsmarkt lieber von einer Expertenkommission durchdacht wissen will. Kühnert stimmt am Samstag in Berlin nicht dafür, die Deutsche Wohnen zu enteignen. Die großen Wohnungskonzerne seien nicht das Hauptproblem, sondern eher die Immobilienspekulation: "Aufkaufen, veredeln und nach zehn Jahren wieder verkaufen" mit sattem Gewinn.
Wissing präsentiert am Ende dann die Idee einer "Aktienrente" und auch Kühnert findet das besser als die gescheiterte Riesterrente. Nur Neubauer seufzt bedeutungsvoll. "Ich würde mir gerne Sorge um meine Rente 2070 machen…"